Systemisches Coaching in der digitalen Transformation

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4 min readAug 12, 2019

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Von Hendrik Wölfel und Madeleine Nüßle

Die digitale Transformation und die hiermit verbundenen neuen Arbeitsweisen stellen neue Anforderungen an Führungskräfte. Unserer Ansicht nach kann kein Berater auf alle diese Anforderungen die perfekte Antwort liefern. Wir nutzen u.a. Systemisches Coaching, um die Handlungsfähigkeit unserer Kunden zu steigern.

In einer immer komplexeren Welt aus technischen Innovationen, zunehmender Vernetzung von Menschen und Gegenständen, Big Data, künstlicher Intelligenz und neuen Arbeitsweisen stehen Führungskräfte vor völlig neuen Anforderungen an ihre Rolle im Unternehmen. Systemisches Coaching kann ihnen dabei helfen, in diesem Urwald aus neuen Anforderungen und Unsicherheiten ihre Rolle(n) zu finden und die Herausforderungen zu meistern.

Im Zuge der Digitalisierung verändert sich nicht nur unser privates Leben vollkommen — die Art, wie wir kommunizieren, wie digitale Medien unser Weltbild und unser Selbstbild beeinflussen — auch in unserem Arbeitsleben sehen wir uns mit permanenten Veränderungen konfrontiert. Viele Mitarbeiter in Unternehmen betrachten die Digitalisierung nach wie vor mit großer Skepsis und fühlen sich durch sie bedroht. Dabei birgt die neue Arbeitswelt große Chancen, wenn man sie für sich einzusetzen weiß.

Wenn der Wind der Veränderung bläst, bauen die einen Schutzmauern, die anderen Windmühlen [Chinesische Weisheit]

Die neue Aufgabe von Führungskräften wird es sein, Windmühlen zu bauen und ihren Mitarbeitern die Digitale Transformation vorzuleben. Der Weg des Digital Leadership führt weg von überholten Führungsansätzen hin zu mehr Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Sich schnell verändernde Rahmenbedingungen fordern ein pragmatisches Ausprobieren statt langwieriger Analyse und Planung. Die Komplexität der neuen Arbeitswelt braucht Teamwork statt Einzelkämpfer. Hierarchieebenen werden flacher, Mitarbeiter arbeiten verstärkt eigenverantwortlich und idealerweise aus hoher eigener Motivation (siehe hierzu auch unseren Artikel Motivation — Versuch’s mal mit Werten). Die Bedeutung der Führungskräfte als Entwickler, Begleiter, Vernetzer und Förderer nimmt — insbesondere bei der Entwicklung hin zu agilen Arbeitsweisen — zu. Junge Kollegen nehmen Führungsrollen ohne disziplinarische Weisungsbefugnisse (z.B. als Product Owner) ein und sind ad hoc mit Herausforderungen der Führung konfrontiert. Das erfordert vermehrt Soft Skills wie Visionäre Kommunikation, Empathie, Selbstreflexion, gekonnter Umgang mit Komplexität und die Fähigkeit, die Stärken der einzelnen Mitarbeiter zu kennen und sie gezielt einzusetzen. Viele Führungskräfte fühlen sich durch das Jonglieren mit diesen vielfältigen neuen Rollen bzw. Anforderungen überfordert.

Aus anderen Blickwinkeln, mit einem geordneten Blick betrachtet, sind diese Herausforderungen mit den eigenen Ressourcen besser zu bewältigen als es die betreffenden Personen selbst für möglich halten. Systemisches Coaching kann dabei helfen, die richtigen Blickwinkel zu finden.

Schon der Begriff Systemisches Coaching deutet an, dass hier innerhalb eines Systems gearbeitet wird: Kleinste Veränderungen in einem System (z.B. das Beziehungsgeflecht zweier Menschen) verändern das ganze System. Eine starke Parallele zur digitalen, vernetzten Welt, in der Veränderungen ebenfalls weitere Veränderungen nach sich ziehen, in der es Sinn macht, mit dem ganzen System zu arbeiten, um sich komplexen Anforderungen stellen zu können. Das Prinzip dieses Coachingansatzes ist es, bestimmte Sichtweisen, Denkweisen und Verhaltensweisen bei sich selbst zu ändern und darüber Einfluss auf die Umwelt zu nehmen. Dabei ist Systemisches Coaching immer lösungsorientiert und in die Zukunft gerichtet: Wie möchte ich mich verhalten? Wie kann eine Situation besser werden? Welche meiner Stärken und Ressourcen können mir dabei helfen?

Die Haltung des Coachs ist im Systemischen Coaching eine zurückgenommene. Er unterstützt den Coachee, zum Beispiel eine Führungskraft, durch gezielte systemische Fragen und Techniken, damit dieser seine Ziele aus eigener Kraft erreichen kann. Das effektivste Mittel ist hierbei, das Knäuel aus wiederkehrenden Gedanken und Gefühlen des Coachees an die Oberfläche zu bringen, zu visualisieren, zu entwirren und neu zu ordnen. Das Bewusstwerden der eigenen Stärken, das Einnehmen einer anderen Perspektive und das Erkennen von überholten Denkmustern sind wichtige Aspekte. Der Coach nimmt die Rollen des Begleiters und Entwicklers ein, die auch der Coachee als Digital Leader für seine Mitarbeiter einnimmt.

Wer erkennt sich wieder?

  • Wie kann ich mit der Vielzahl von Aufgaben umgehen, die von allen Seiten an mich herangetragen werden?
  • Wie kann ich meine Mitarbeiter in der Entwicklung hin zu mehr Eigenverantwortung unterstützen?
  • Wie kann ich meine Teams darin unterstützen, selbstorganisiert Entscheidungen zu treffen und umzusetzen?
  • Wie kann ich den individuellen Bedürfnissen und Anforderungen meiner Mitarbeiter gerecht werden?
  • Kann ich diese neuen Aufgaben bewältigen, habe ich die nötigen Skills hierfür?
  • Wie schaffe ich es, meine Kollegen / Mitarbeiter für die Vision an einem Strang ziehen zu lassen? Schaffe ich es, die individuellen Motivatoren meiner Mitarbeiter zu erkennen und mein Team individuell dahingehend zu fördern?
  • Wie schaffe ich es, unsere Team-Ziele besser in die Tat umzusetzen?
  • Wie schaffe ich es, meine persönlichen Energiereserven achtsam einzuteilen und mich energetischer zu fühlen?

Ein Systemischer Coach wird seinem Kunden (dem Coachee) nicht die Antworten auf all diese Fragen liefern. Im Zweifel hat er/sie sogar fachlich gar keine Ahnung von den Arbeitsinhalten dieser Personen. Jedoch hat er/sie den Methodenkoffer und die benötigten Fähigkeiten, um die Coachees auf die richtige Lösung zu bringen bzw. Ressourcen zu finden, mit denen die Herausforderungen bewältigt werden können.

Wir nutzen Elemente des Systemischen Coachings in verschiedensten Situationen unserer täglichen Interaktion mit unseren Kunden. Dies kann sich in einem dezidierten 1:1 Coachingauftrag oder im Rahmen einer operativen Projekttätigkeit äußern. Im zweiten Beispiel werden wir von unseren Kunden angefragt, um über offene Fragen zu sprechen oder um gemeinsam eine Situation zu reflektieren. In der Ausübung von Rollen, wie z.B. die des Scrum Masters oder Moderators, helfen uns die Erfahrungen aus dem Systemischen Coaching ebenfalls dabei, Teams zielgerichtet zu unterstützen und zu entwickeln.

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